Die Geschichte des Aquariums in Europa - Kompakt

Allgemein

Aquarien sind Gefässe aus Glas oder transparenten Kunststoffen, die - gefüllt mit Wasser - Fischen, Wirbellosen, Krebsen oder Pflanzen einen künstlichen Lebensraum bieten. Was heute millionenfach in regulären Haushalten zu finden ist, hat eine längere Geschichte hinter sich als vielfach vermutet.

Beginn ab dem 17. Jahrhundert

Zeitlich ist die Einordnung der ersten Aquaristik Versuche schwer vorzunehmen. Der Staatssekretär des englischen Marineamts, Samuel Pepys, schrieb 1665 in seinen Tagebüchern, er habe in London Fische gesehen, die in einem Wasserglas am Leben erhalten wurden.

Während dieser Zeit handelte es sich bei "Aquarianern" vorwiegend um naturwissenschaftliche Forscher, die an Fischen oder Wasserpflanzen Versuche vornahmen. Priestley und Scheele, die 1774 zeitgleich den Sauerstoff entdeckten, nahmen Untersuchungen an Wasserpflanzen vor, die sie in Laboratorien hielten.

Weltausstellung 1851

Die breite Öffentlichkeit kam während der Londoner Weltausstellung 1851 zum ersten Mal in Kontakt mit Aquarien. Die dort ausgestellten Schaubecken waren nach dem Prinzip des Ward'schen Kastens aus Glas in gusseisernen Metallrahmen konstruiert.

Philip Henry Gosse 1853

Der englische Naturforscher Philip Henry Gosse veröffentlichte 1853 "A Naturalist's Rambles on the Devonshire Coast" und 1 Jahr später "The Aquarium: An Unveiling of the Wonders of the Deep Sea". Beide Bücher fanden großen Anklang in der britischen Öffentlichkeit. Es kam daraufhin in Mode Fische zu Forschungszwecken in Glasbehältern zu pflegen.

Emil Adolf Roßmäßler veröffentlichte einige deutsche Artikel zur Aquaristik und machte sie hierdurch als Hobby in Deutschland populär, was ihn als "Vater der deutschen Aquaristik" bekannt machte.

"Das Süßwasseraquarium" 1857

Nachdem klar wurde, dass die Pflege eines Süßwasser Aquariums deutlich einfacher war als die des Salzwasser Aquariums, veröffentlichte Roßmäßler 1857 "Das Süßwasseraquarium". Darin fanden sich konkrete Hinweise wie Aquarien einzurichten und zu pflegen sind. Dies führte endgültig zum Durchbruch. In den kommenden Jahren gründeten sich eine Vielzahl von Aquarien Vereinen über ganz Deutschland verteilt.

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts machte die Aquaristik durch voranschreitende Technik im Bereich der Filtersysteme, Pumpen, Beleuchtung und der erhöhten Kaufkraft der Bevölkerung den größten Sprung ihrer Geschichte. Während dieser Zeit wuchs außerdem das Verständnis von biochemischen Vorgängen und damit einhergehend die Akzeptanz der Tatsache, dass die erfolgreiche und nachhaltige Aquaristik ohne Technik nicht auskommt. In Verbindung mit der fortwährenden Steigerung der Kaufkraft wuchs die Nachfrage nach Produkten im Bereich der Aquaristik, so dass ein Markt um dieses Hobby entstehen konnte.

Außerdem änderte sich die Konstruktion der Aquarien. Bis Ende der 1960er Jahre waren die Glasscheiben in einen Holz- oder Metallrahmen eingelassen und damit immer noch nach als Ward'scher Kasten konstruiert. Vollglasaquarien waren nur bis ca. 20l Volumen erhältlich.

Die Entwicklung von Silikonklebern führte schließlich zu der bis heute verwendeten Konstruktionsweise verklebter Glasscheiben.

In den 1970er Jahren wurde vermehrt auf die Optik der Aquarien geachtet. Dekoholzrahmen führten zu einer harmonischeren Eingliederung in bestehende Wohnlandschaften. Währenddessen wurde ebenfalls vermehrt Wert auf Pflanzen gelegt. Das holländische Pflanzenaquarium entstand.

Bis heute

Die Aquaristik wird bis heute von Trends geprägt. Was mit dem holländischen Pflanzenaquarium begann, setzte sich mit den heute populären Naturaquarien fort. Der derzeit wohl bekannteste und einflussreichste Aquarianer - Takashi Amano - begründete diesen Stil. Er ist von der japanischen Gartenkunst stark beeinflusst und bildet keine Biotopaquarien ab.